Als Amalia Lundström am 18. November 1824 in Jonköping geboren wird, ahnt sie noch nicht, dass ihr ein schicksalhaftes Leben bevorsteht. Dass sie aus zahlreichen Tragödien noch die Kraft schöpfte, eine weltweit bekannte Erfindung zu kreieren.
Schwere Schicksalsschläge
Von vorne: Mit zehn Jahren verliert sie ihre komplette Familie. Beide Elternteile und ihre fünf Geschwister sterben binnen kürzester Zeit an Cholera. Amalia muss sich fortan alleine durschlagen und beginnt als Dienstmädchen zu arbeiten. Schon früh muss sie lernen, ihr Leben selbstständig zu meistern.
Kurz nach einem Umzug nach Gränna lernt sie Anders Eriksson kennen. Die beiden heiraten, schnell wird Amalia mit Zwillingen schwanger. Doch der nächste Tiefschlag wartet nicht lange. Bei der Geburt überlebt nur eines der Kinder: Ida. Vier Tage danach erliegt ihr Mann Anders den Röteln.
Selbstständige Unternehmerin
Mit ihrer neu geborenen Tochter kann sie nicht länger als Hausmädchen weiterarbeiten. Inmitten dieser hoffnungs- und trostlosen Zeit entwickelt Amalia jedoch großes Interesse am Backen. Beim Magistrat von Gränna beantragt sie ihre Selbsteständigkeit, was für eine Frau in jener Zeit höchst ungewöhnlich ist. Doch am 10. Januar 1859 bekommt sie die Erlaubnis für ihr eigenes Geschäft.
Und dann kommt ihr die Idee, die ihr Leben verändern sollte. Sie kocht Zucker, Wasser und Essig und gestaltet das Ergebnis in Form eines Stocks. Dann fügt sie rote Streifen und einen markanten Pfefferminz-Geschmack hinzu. Sofort avancierten die neuen Zuckerstangen zum populären Verkaufsschlager. Ihr Name: Polkagrisar.
Über 10 Millionen Zuckerstangen
Heute sind die markanten Süßwaren weltweit bekannt. Sie hängen als Dekoration an Weihnachtsbäumen, sind in Disney-Filmen zu sehen und gelten als unverkennbares Symbol für Schweden. Gränna selbst zieht jedes Jahr bis zu eine Million Touristen an. Die 13 Läden, die sich heute in Gränna auf die Herstellung der Polkagrisar spezialisiert haben, produzieren jährlich mehr als 10 Millionen der Zuckerstangen.
Das Geschäft Polkaprinsen ist eines davon. Sein Gründer ist Stefan Fransson, der als Zwölfjähriger anfing Zuckerstangen zu backen. Denn er ist der Sohn Alf Franssons, der in Gränna als als "König der Polkagrisar" galt. Er besaß hier in Gränna eine Süßwarenfabrik, in der auch sein Sohn Stefan arbeitete. Bis dieser 2016 seinen eigenen Polkagrisar-Laden zusammen mit seiner Partnerin Catrin Kvist gründete.
Auch ein Online-Shop
Polkaprinsen avancierte schnell zu einem beliebten Geschäft im Herzen Grännas. "Wir sind in erster Linie ein Geschäft, das man besucht, um Polkagrisar zu kaufen", sagt Catrin Kvist. "Bei uns kann man mit eigenen Augen sehen, wie sie zubereitet werden. Wir haben aber auch einen Online-Shop und stellen für Großhandelsunternehmen her."
Kvist und ihr Partner Stefan stellen die Zuckerstangen, aber auch Lutscher, Bonbons und vieles mehr her. Neben den Klassikern gibt es bei Polkaprinsen auch auf Spezialitäten wie scharfe Chili-Bonbons oder eine eigene Reihe für die schwedische Fika. "Wir lieben unsere Produkte und haben viel Freude daran, jedes Jahr neue Geschmacksrichtungen zu erfinden, die uns Spaß machen", sagt Catrin Kvist.
Polkagrisar selbst herstellen
Bei Polkaprinsen kann man auch mitmachen. So können hier ganze Familien, aber auch Junggesellenabschiede gemeinsam die Zuckerstangen mit den erfahrenen Bäckern herstellen. Im Sommer arbeiten von früh morgens bis zum späten Abend acht Bäcker bei Polkaprinsen.
"Für uns sind die Polkagrisar das erste Souvenir Schwedens. Alle Schweden wissen, wo Gränna liegt", erzählt Catrin Kvist. Aus Amalia Erikssons Idee im 19. Jahrhundert ist also ein Symbol für ein ganzes Land geworden. Amalia selbst heiratete nie wieder und blieb eine erfolgreiche selbstständige Unternehmerin. Am 25. Januar 1923 stirbt sie 99-jährig. Als eine der reichsten und einflussreichsten Frauen Grännas.
Leon
Leon liebt das Reisen und bekommt nie genug davon, Neues zu entdecken. Seine Neugier lotste ihn schon bis nach Japan, Guatemala und auf die Fidschi-Inseln. Im hohen Norden aber fühlt er sich am wohlsten. Im Winter liebt er es, sich in der lappländischen Schneewelt der Natur hinzugeben. Im Sommer genießt der studierte Journalist besonders Schwedens einzigartige, maritime Küstenwelt. Schweden ist für Leon ein Kaleidoskop des Reisens: aufregend, abwechselnd, anders. Im Land der Mitternachtssonne erlebt er bei jeder Reise aufs Neue, was SchwedenPur bedeutet.