► In diesem Jahr feiert Schwedens zweitgrößte Stadt 400-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass hat Göteborg einiges geplant: kulturell, aber auch stadtplanerisch. Wir blicken in diesem Artikel auf die spannende Historie der maritimen Handelsstadt. Und im zweiten Teil sprechen wir mit der Expertin Charlott Holmåker über das heutige Göteborg.
Göteborg wurde 1621 von Gustav II. Adolf gegründet. Es war allerdings nicht die erste Stadt an der Mündung des Flusses Göta älv. Ende des 15. Jahrhunderts wurde bereits Nya Lödöse erbaut und entwickelte sich zu einer wichtigen Handelsstadt für Schweden. Nya Lödöse stand an der Stelle, wo sich heute Göteborgs Stadtteil Gamlestaden befindet.
Anfangs eine Grenzstadt
Zu Beginn war eine Grenzstadt, da die Grafschaften Halland und Bohuslän beide vom dänischen König kontrolliert wurden. Daher wurde die Stadt mit hohen Erdwällen und einem Graben angelegt. Viele ausländische Kaufleute ließen sich innerhalb der Stadtmauern nieder. So bestand der Stadtrat zunächst aus vier Schweden, drei Niederländern, drei Deutschen und zwei Schotten.
Nach Beendigung der Kriege im 16. Jahrhundert übernahmen die Schweden Halland und Bohuslän. Die Grenzstadt war nun ein Zentrum der neuen schwedischen Westküste, mit einer Kathedrale, einer Schule und einem Gouverneur. Weil die Niederländer als die besten Stadtbauer galten, erhielten sie die Bauleitung. Die bekannten Kanäle Göteborgs sind eine direkte Folge davon, sind sie doch eindeutig niederländischer Prägung.
"Megacity" mit 10000 Einwohnern
Im 17. Jahrhundert wuchs Göteborg zu einer für die damalige Zeit riesigen Stadt heran. Hier wohnten über 10000 (!) Einwohner. Die Bedeutung des Hafens wuchs, und wegen der schwedischen Ostindien-Kompanie sowie des Exports von Eisen und Holz wurde Göteborg zu einer wichtigen Handels- und Schifffahrtsstadt.
Die Tabak- und Zuckerindustrie war neben der Heringsfischerei ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig und bescherte der florierenden Stadt große Gewinne. Vor allem die industrielle Revolution veränderte das Stadtbild und neue Industriehäfen entlang des Flusses Göta älv ersetzten die älteren und kleineren Häfen. Wegen vieler Brände wurde 1803 eine Bauverordnung erlassen, die besagte, dass nur Steinhäuser innerhalb des Stadtgrabens gebaut werden durften.
Rasante Entwicklung im 19. Jahrhundert
Einige der charakteristischsten Stadtteile und Wahrzeichen Göteborgs wurden im 19. Jahrhundert gebaut, zum Beispiel der Hauptboulevard Avenyn. Jetzt wurde auch mit dem Bau der weltberühmten Landshövdingehus (Gouverneurshäuser) begonnen. Diese Häuser wurden auf großen Flächen in den damaligen Vororten Göteborgs gebaut (u.a. in Haga).
Das Röhsska-Museum und das Lorensbergsteatern wurden in den 1910er-Jahren eröffnet, und in derselben Dekade wurde der erste Samen für den späteren Botanischen Garten Göteborgs gepflanzt. Anlässlich der 300-Jahr-Feier im Jahr 1923 (mit zweijähriger Verspätung aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Zeiten) wurde der Platz Götaplatsen mit dem angrenzenden Kunstmuseum eingeweiht. Und dann war da noch eine weitere Attraktion, die zum Stadtjubiläum eröffnet wurde: der Vergnügungspark Liseberg.
Fischerei bis heute wichtig
In vielerlei Hinsicht hat sich Göteborg heute von einer Industriestadt am Meer zu einer innovativen, modernen Stadt entwickelt. Das Erbe ist jedoch erhalten geblieben, und die Fischerei ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil der Stadt. Das Angebot an frischem Fisch und Meeresfrüchten ist einzigartig, und in den frühen Morgenstunden kann man bis heute die Fischerboote beim Entladen an den Kais beobachten.
Göteborgs Stärke ist sein wandelbarer Gang mit der Zeit. Gebiete, die einst ausschließlich der Schifffahrt galten, haben sich heute zu komplett neuen Stadtteilen entwickelt, wie zum Beispiel Eriksberg oder Lindholmen. Im Rahmen der 400-jährigen Jubiläumsfeier wird das Areal um Frihamnen, dem alten Freihafen der Stadt, zu einem neuen Viertel für 15000 Einwohner umgebaut.
Hoch hinaus
Und Göteborg will noch höher hinaus: Ist der Wolkenkratzer Karlatornet in Lindholmen bald fertiggestellt, steht das höchste Gebäude Skandinaviens genau hier. In der Stadt, die vor 400 Jahren an der Mündung eines beschaulichen Flusses gegründet wurde.
Leon
Leon liebt das Reisen und bekommt nie genug davon, Neues zu entdecken. Seine Neugier lotste ihn schon bis nach Japan, Guatemala und auf die Fidschi-Inseln. Im hohen Norden aber fühlt er sich am wohlsten. Im Winter liebt er es, sich in der lappländischen Schneewelt der Natur hinzugeben. Im Sommer genießt der studierte Journalist besonders Schwedens einzigartige, maritime Küstenwelt. Schweden ist für Leon ein Kaleidoskop des Reisens: aufregend, abwechselnd, anders. Im Land der Mitternachtssonne erlebt er bei jeder Reise aufs Neue, was SchwedenPur bedeutet.