Gerade einmal 500 Menschen leben heute auf Marstrand. Sie begrüßen jedes (pandemiefreie) Jahr rund 700000 Besucher aus der ganzen Welt auf ihrer Heimatinsel. Heruntergerechnet würde das bedeuten, dass jeden Tag vier Mal so viele Touristen nach Marstrand kommen, wie es Einwohner gibt. Das muss Gründe haben.
Nur 45 Minuten von Göteborg entfernt
Die Geographie ist einer davon. Marstrand liegt an der wunderschönen Westküste Schwedens, nur eine 45-minütige Autofahrt von Göteborg entfernt. Mit der Fähre kann man in nur zwei Minuten übersetzen. Allerdings ohne PS-starke Mitbringsel. Denn Marstrand ist autofrei. "Das ist einzigartig", sagt Linnéa Johansson vom Tourismusbüro der Region Bohuslän. "Die Insel ist sehr klein und daher leicht zu Fuß zu umrunden."
In seiner Historie war Marstrand ein beliebter Zufluchtsort für Wirtschaftskriminelle. 1775 wurde die Insel nämlich zum autonomen Freihafen ernannt. Ausländer konnten nach Marstrand kommen und erhielten nach zwei Jahren die Staatsbürgerschaft. Rund 500 Jahre zuvor hatte der norwegische König Håkon das Eiland, das seinerzeit noch zu Norwegen gehörte, gegründet.
Fischfang und adeliger Besuch
Den Menschen auf Marstrand ging es gut. Der Heringsfang avancierte zum Hauptwirtschaftszweig. Als der Fischfang stark zurückging, ließ die nächste goldene Ära nicht lange auf sich warten. Die malerische Insel zog Adelige und Gutbetuchte an, die sich mit der frischen Luft und den Salzbädern zur Erholung aus dem Alltag hierhin flüchteten.
Von 1887 bis 1907 verbrachte der schwedische König Oscar II. fast jeden Sommer hier. Seit jeher ist das gesellschaftfliche Leben auf Marstrand übrigens von großer Liberalität geprägt. Hier gab es uneingeschränkte Religionsfreiheit. Die erste Synagoge in Skandinavien wurde in der Festung Fredriksborg auf der Insel gegründet.
Insel mit hoher Strahlkraft
Marstrand hat bis heute eine hohe Strahlkraft. "Auf der Insel ist alles sehr malerisch mit den gut erhaltenen alten Häusern, den gepflasterten Straßen und den fantastischen Aussichten", sagt Johansson. Ihr Lieblingsplatz ist der fünf KIlometer lange Wanderweg, der um die Insel herumführt. Dieser verläuft bis zum Leuchtturm "Skallens Fyr", an Höhlen, einem kleinen Wald und Felsblöcken vorbei.
Und dann gibt es die Festung Carlsten, das Wahrzeichen Marstrands, das wie ein Schutzpatron über der Insel thront. "Von hier hat man eine herrliche Aussicht", schwärmt Linnéa Johansson. Vor etwa 350 Jahren wurde die steinige Burg fertiggestellt. Sie ist von beinahe jedem Punkt der Insel zu erkennen.
Sträflinge bauen Festung
Als die Schweden Marstrand zurückbekamen, nahmen die Planungen für die Burg Konturen an. Die Insel sollte eine Festung als Schutzschild auf ihrem höchsten Punkt bekommen. Strafgefangene aus ganz Schweden wurden hierhin gebracht, um die Festung zu bauen. Es dauerte am Ende fast 200 Jahre, bis sie gänzlich fertig war.
Heute ist die Festung ein lebendiger Ort. Und damit ein Abbild der ganzen Insel. Vom Kai aus säumen pittoreske Holzhäuser die engen Gassen. Die Cafés und Restaurants sind besonders im Sommer voll besetzt. "Für mich bedeutet Marstrand vor allem: gutes Essen und Trinken", erzählt Linnéa Johansson. Sie ist einer von den jährlich rund 700000 Marstrand-Fans.
Leon
Leon liebt das Reisen und bekommt nie genug davon, Neues zu entdecken. Seine Neugier lotste ihn schon bis nach Japan, Guatemala und auf die Fidschi-Inseln. Im hohen Norden aber fühlt er sich am wohlsten. Im Winter liebt er es, sich in der lappländischen Schneewelt der Natur hinzugeben. Im Sommer genießt der studierte Journalist besonders Schwedens einzigartige, maritime Küstenwelt. Schweden ist für Leon ein Kaleidoskop des Reisens: aufregend, abwechselnd, anders. Im Land der Mitternachtssonne erlebt er bei jeder Reise aufs Neue, was SchwedenPur bedeutet.