Die Samen sind die Urbevölkerung im hohen Norden Europas. Sie gibt es nicht nur in Schweden, sondern auch in Norwegen, Finnland und Russland. Die Zahl der Samen ist unterschiedlich, die Definitionen sind nicht ganz eindeutig. Ich habe eine Zahl aus einem Buch, das von Samen selbst herausgegeben wurde. Hier wird von insgesamt etwa 70000 gesprochen. In Schweden sind es ungefähr 20000.
Geschichte bis in die Steinzeit
Die ersten Spuren gehen zurück in die Jungsteinzeit. Es haben immer schon Menschen dort hoch oben im Norden gewohnt. Früher nannte man sie Lappen. Daher kommt natürlich auch der Name Lappland. Aber dieses Wort benutzt man heute nicht mehr. Es war immer schon eine Fremdbezeichnung. Lappe kommt aus dem Finnischen und bedeutet so viel wie "Bewohner eines Grenzgebietes". Daran kann man ja schon sehen, dass es eine Fremdbezeichnung ist. Denn Samen würden ihr eigenes Gebiet ja nie als Grenzgebiet sehen.
Sie selbst nennen sich eben Sami – das Volk der Sonne und des Windes. Same selbst bedeutet so etwas wie Sumpfbewohner, weil das Land im Sommer dort eben sehr sumpfig ist. Die heutigen Samen leben nicht mehr nomadisch wie ihre Vorfahren, in keinem dieser Länder. Sie sind sesshaft geworden, ungefähr seit drei Generationen. Das heißt aber auch, dass noch Helenas Großeltern wirklich noch in einem samischer Zeltkota geboren worden und haben dort gelebt.
Unwahrscheinliche Leistungen
Ich finde das Leben der früheren Samen immer unglaublich. Klar, im Sommer ist es relativ warm und hell. Aber der Winter beginnt dort oben ja teilweise schon im September. Es wird unwahrscheinlich kalt und dunkel. Das ist ja selbst heute noch schwierig. Aber ich stelle mir immer vor, wie sie das wohl früher ohne Elektrizität bewerkstelligt haben? Licht und Wärme mussten die Sami mit Feuer herstellen. Eine ganz unwahrscheinliche Leistung!
Helena lebt heute noch recht traditionell. Das heißt: Sie lebt noch immer von den Rentieren und deren Zucht. Die ganze Familie – ihre Kinder, ihr Bruder, ihr Mann – alle arbeiten das ganze Jahr über mit Rentieren.
Winterplatz in Jokkmokk
Wenn man Helena heute in ihrer Kota auf ihrem Anwesen besucht, erzählt sie, wie das Jahr mit den Rentieren verläuft. Im Winter sind die Tiere in Jokkmokk, seit jeher ein Winterlagerplatz der Samen. Die Rentiere kamen immer schon aus dem Fjell hierher, da der Winter in Jokkmokk viel besser zu verkraften war. Deshalb haben sich die Samen ursprünglich dort auch angesiedelt.
Jetzt im Winter, wenn die Rentiere in Jokkmokk sind, müssen Helena und ihre Familie sie immer im Auge behalten. Rentiere sind nämlich generell halbwild. Sie haben auch große Probleme mit dem Klimawandel. Wenn es zu warm wird, die oberste Eisschicht antaut und nachts wieder gefriert, kommen die Tiere nämlich bisweilen nicht mehr an ihr Futter.
Im Frühling kommen die Kälbchen
Wenn dann der Frühling kommt, ziehen die Rentiere automatisch wieder ins Fjell. Früher waren die Wege dorthin frei, heute ist das nicht mehr überall der Fall. In den Bergen bekommen sie dann ihre Kälbchen. Dabei müssen Helena und die Familie auch wieder in der Nähe sein, damit die jungen Rentiere nicht von ihren Fressfeinden angegriffen werden.
Im Sommer über sind die Samen oft mit im Fjell und genießen es dort zu sein in dieser herrlichen, abgeschiedenen Umgebung, wo auch sie nur mit dem Helikopter hinkommen. Im Herbst kommt es dann zur großen Rentierscheide. Es werden alle Tiere zusammengetrieben und alle samischen Familien aus der Regionen kommen zusammen. Dann trennt man die Rentiere – nach Familien und danach, welche geschlachtet werden.
Das ganze Jahr mit den Rentieren
Das ganze Jahr über ist Helenas Familie mit den Rentieren beschäftigt und kümmert sich um die Familie. Ich finde es jedes Mal bewundernswert, sie dort zu besuchen und ihren Erzählungen zu lauschen. Diese tradierten Lebensweisen in unserer heutigen modernen Welt zu finden, ist eine wahre Rarität.
Anne
Fremde Orte haben sie schon immer fasziniert. Anne hat schon über 30 Länder bereist, ist mit dem Motorrad durch Vietnam gefahren, hat die Besonderheiten laotischer Saunas erkundet und gestrandete Pickup-Trucks über Indiens Berge geschoben. Skandinavien ist ihr bei ihren Reisen besonders ans Herz gewachsen. Nach dem Geschichts-Studium bringt sie ferner nun als Stadtführerin Interessierten die Stadt Köln näher.