Alles begann mit einem veritablen Skandal. In den 1880er-Jahren wagten es kühne Schwedinnen und Schweden - im Schutz der felsigen Klippen der Halbinsel Kullen - zu baden. Gemeinsam. Im noch prüden Europa dieser Zeit reichte allein die Tatsache aus, dass sich Frauen und Männer zum Gemeinschaftsbad verabredeten, um einen obszönen Eklat auszulösen.
Doch dass sich die badelustigen Rebellen ausgerechnet den südwestlichen Zipfel Skånes aussuchten, wo sich der Kullen mit seinem Naturreservat Kullaberg und dem maritimem Hauptort Mölle ins Meer stößt, war weniger Zufall als gewollt. Denn eine so schöne Mixtur aus pittoresk-felsigen Stränden und Buchten sowie dem saftig-grünen Hinterland hat nur Skane, hat nur die Region um Mölle zu bieten.
Magnetische Anziehungskraft
Und deshalb legte sich die Aufregung um das Gemeinschaftsbaden in den folgenden Jahren relativ schnell. Mölle und die gesamte Peninsula begannen, ihre magnetische Anziehungskraft für entspannungsdurstige Urlauber zu entwickeln - für die sie bis heute geliebt wird.
Um die Jahrhundertwende avancierte das Gebiet allmählich immer mehr zu einem beliebten Reiseziel deutscher Besucher. Das Domizil in der südlichsten Region Schwedens lag vergleichsweise nah. Hinzu konnten sich im mittlerweile vollindustrialisierten Deutschland allmählich mehr Menschen einen Urlaub im Ausland leisten. Dass Reisen zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch noch immer Privilegien einer gesellschaftlichen Oberschicht waren, illustrierte die hohe Dichte prominenter Besucher in Mölle.
Große Prominenz in Mölle
Zunächst kamen besonders berühmte deutsche Schauspieler, Schriftsteller, Journalisten und Geschäftsleute. Im Juli 1907 dann besuchte der bis dato wohl berühmteste Gast das malerische Mölle. Kaiser Wilhelm II. legte mit seiner Yacht in der Bucht des Örtchens an. Deutsche Schiffe im hiesigen Hafen waren damals längst keine Rarität mehr: Bisweilen war die Bucht beinahe überfüllt mit deutschen Luxus-Schiffen.
Der deutsche Kaiser war zu jener Zeit einer der berühmtesten Menschen Europas. Er war der Enkel von Queen Victoria und ein Vetter des russischen Zaren Nikolaus II. Sein Besuch wurde zu einem herausragenden und viel diskutierten Ereignis unter den Einheimschen und Besuchern von Mölle.
Spaziergang zum Leuchtturm
Mehrere hundert Menschen empfingen den Kaiser mit Liedern und großem Beifall, als er an Land ging. Dieser zeigte sich jovial und schenkte so zum Beispiel einer 80-jährigen Straßenverkäuferin Goldmünzen. Wilhelm II. unternahm einen langen Spaziergang zu Kullens Leuchtturm. Schon am Abend konnte man in den kleinen Läden der Stadt Postkarten kaufen, deren Motiv den Kaiser in der schwedischen Küstenstadt zeigten.
Dann reiste der Kaiser wieder ab. Doch sein Besuch hinterließ nachhaltige Wirkungen. In der Folge stieg das Interesse an Mölle bei den deutschen Besuchern noch weiter an. In den folgenden Monaten und Jahren wirkte der Kullen besonders im Sommer bisweilen wie eine kleine deutsche Konklave.
Und so endete ein kleiner Skandal zum Ende des 19. Jahrhunderts mit einem bis heute populären Reiseziel: Denn an seiner Schönheit und magnetischen Anziehungskraft hat sich in Skåne, auf Kullen und in Mölle nichts verändert.
Mit unterstützenden Informationen von: https://taz.de/Der-Skandal-von-Ransvik/!5113940/
Leon
Leon, 25 Jahre, liebt das Reisen und bekommt nie genug davon, Neues zu entdecken. Seine Neugier lotste ihn schon bis nach Japan, Guatemala und auf die Fidschi-Inseln. Im hohen Norden aber fühlt er sich am wohlsten. Im Winter liebt er es, sich in der lappländischen Schneewelt der Natur hinzugeben. Im Sommer genießt der studierte Journalist besonders Schwedens einzigartige, maritime Küstenwelt. Schweden ist für Leon ein Kaleidoskop des Reisens: aufregend, abwechselnd, anders. Im Land der Mitternachtssonne erlebt er bei jeder Reise aufs Neue, was SchwedenPur bedeutet.